Die erste große „Mega-Plant“ in den USA war die Fabrik von Green Circle Bioenergy in Cottondale, Florida. Sie ging 2008 in Betrieb. Damals Kapazitätsspitzenreiter mit rund 650.000 t Jahresproduktion (Zum Vergleich: Die größten deutschen Pelletproduzenten kommen auf eine Kapazität pro Werk von rund 125.000 t). Die Gründer sind Schweden – die JCE Group AB mit Sitz in Göteborg. Seit 2015 ist das Werk in Besitz von Enviva. Die Enviva Holdings L.P. ist der größte Pelletproduzent in den USA mit nunmehr 6 Werken und einer kumulierten Jahreskapazität von 2,2 Mio. t. Die Amerikaner produzieren die Pellets für Europa.
Was ist Co-Firing? Co-Firing besagt, dass Kraftwerksbetreiber den Brennstoff Steinkohle zum Teil (oder sogar ganz) durch Holzbrennstoffe ersetzen. In der Hauptsache sind das Holzpellets. Für sie spricht, dass sie ein genormter Brennstoff sind, sie haben unter den Holzbrennstoffen die höchste Energiedichte, sie sind sehr gut transportier-, handel- und lagerbar.
Die Big-Four des Co-Firings in Europa sind Großbritannien, Dänemark, Niederlande und Belgien. Ihr Bedarf (aktuell etwa 10 Mio t Holzpellets jährlich) wird in den nächsten Jahren um weitere 5 Mio t Holzpellets wachsen.
Verschiedene Mechanismen begünstigen das. Nationale Klimaschutz-Pläne sehen z. B. vor, die von der EU vorgegebenen Kohlendioxid-Reduktionen auf diesem Weg zu erreichen. Großbritannien hebt sich darin als führend hervor. Die Briten sind mit annähernd 5 Mio t Holzpellets-Bezug per anno der größte Industriepellets-Nachfrager der Welt. (zum Vergleich Deutschland – im Gegensatz zu Britannien kein Strompellets-, sondern (weltweit führender) reiner Wärmemarkt: Inlandsverbrauch 2015 rund 1,85 Mio t).
Die großen Player sind alte Bekannte: E.on, RWE, GDF Suez (Benelux), Drax (Großbritannien) und Dong Energy (Dänemark). Die Unternehmen können ihre Meiler mit Co-Firing strategisch ins Zeitalter der erneuerbaren Energien retten. Es ist schon etwas paradox: Steinkohlekraftwerke werden zum Teil der Energiewende. Das andere ist, dass sie über die Verbrennung von Biomasse Wertschöpfung generieren. Eine Tonne Kohlendioxid zu emittieren hat ihren Preis. Sie zu vermeiden spart Kosten bzw. kann sogar Grünstromzertifikate generieren, die man dann am Markt wieder verkaufen kann. Z. B. im Rahmen des Kyoto-Abkommens im Handel zwischen Unternehmen innerhalb der EU mit Emissionszertifikaten (Emissionsrechtehandel/Emissions Trading).
Viele, auch gerade die Hersteller von Pelletfeuerungen kritisieren, dass Holzpellets besser in Heizungen aufgehoben wären. Denn bei den bekannt schlechten Wirkungsgraden von Stromerzeugung in Kohlekraftwerken geht mindestens die Hälfte der Pellets in Form von Abwärme ungenutzt über den Jordan. Zudem führt die hohe Industriepellets-Nachfrage auch zur Sorge nach einer möglichen Überdehnung der Bio-Ressourcen, was verstärkt medial thematisiert wird und die Bioenergie Holzpellets tendenziell in ein schlechtes Licht rücken könnte.
Auch geht es um die Frage des Wie. Dem Wie des Produzierens. Die US-amerikanische Pelletproduktion eilt von Rekord zu Rekord und ist längst zu Europas größter Pelletquelle geworden. Massiver Zuwachs erzeugt aber auch dort zunehmend Widerstand. Raubbau-Vorwürfe gibt es insbesondere von Naturschutzverbänden. Hervor tut sich hier beispielsweise das Netzwerk „Dogwood Alliance“, das sich gegen die Zerstörung von natürlichen Wäldern wehrt, die aus Dogwoods’ Sicht im Süden der USA zu Nadelholzplantagen umfunktioniert werden, um den Energiehunger Europas zu bedienen. Auch werden Stimmen lauter, dass man die Pellets doch im eigenen Land behalten solle. Plumpe Parolen? Hier entsteht gerade eine eigenartige Oppositions-Gemengelage aus Naturschutz und Patriotismus.
Welche Länder sind noch große Industriepelletproduzenten? Zu nennen ist ganz klar Kanada, derzeit auf Platz 2 hinter den USA, das im Wettrennen um den Co-Firing-Markt Europa den Kürzeren zieht und seine Fühler nach Asien ausstreckt (Japan, Südkorea). In Europa selbst sind es Russland und das Baltikum, die auf dem Co-Firing-Markt mitmischen.